Gedanken zur Gründung einer Schülerzeitschrift:
von
Andrea Benda
Große Pause, Ihr steht auf dem
Schulhof und diskutiert über die Dinge, die Euch wichtig sind – und
schon ist die Pause vorbei und Eure Gedanken müssen sich wieder um
Bruchrechnung und Diktate drehen. Schade, denn was Ihr zu sagen habt,
interessiert bestimmt auch Eure Freunde, Schulkameraden, Lehrer oder
Eltern. Weil die Pausen aber viel zu kurz und Eure Themen viel zu
zahlreich sind, müsst Ihr Wege finden, Euch anderweitig Gehör zu
verschaffen.
Versucht es doch mal mit einer
Schülerzeitschrift. Hier könnt Ihr Euch ausprobieren, erfahren, was
alles zu einer erfolgreichen Zeitung gehört, und lernen, wie man als
Team am Ende ein Blatt produziert, das mehr zu bieten hat als nur den
üblichen Bericht über die Klassenfahrt oder die witzigsten
Lehrerversprecher. Am wichtigsten aber ist, dass Ihr mit Spaß und
Begeisterung dabei seid - schließlich ist die Schülerzeitschrift Euer
Hobby, und keiner erwartet journalistische Perfektion von Euch.
Einige Sachen müsst Ihr aber auch
bei einer Schülerzeitschrift beachten, denn in vielen Dingen
unterscheidet sie sich nicht von einer richtigen Tages- oder
Wochenzeitung. Natürlich sollen und müssen Eure redaktionellen
Beiträge im Vordergrund stehen, aber eine Zeitung (oder ein
Zeitungsverlag) ist auch ein Wirtschaftsunternehmen mit finanziellen
und rechtlichen Verpflichtungen. Auf dieser Website findet Ihr Hilfen,
die Euch auch diese Themen nahe bringen, die zwar ein wenig trocken
sind, Euch am Ende aber Überraschungen ersparen können.
Um Euch den Einstieg in die Welt
der Printmedien zu erleichtern, findet Ihr auf dieser Seite vor allem
aber Grundlagen des journalistischen Know-Hows, Anregungen und Tipps.
Vollständig kann so ein Leitfaden nie sein, denn Eure Ideen und Eure
Phantasie sind viel größer und bunter als jede Website. Sie soll Euch
lediglich helfen, die verschiedenen journalistischen Stile kennen zu
lernen und einen Einblick in die Arbeit einer Zeitungsredaktion zu
gewinnen. Am wichtigsten bleibt aber natürlich die Praxis – also legt
einfach los!

Das Team:
Nichts ist spannender, als der
Stürmer Eurer Fußballmannschaft oder die Erste Geige im Schulorchester
zu sein – denkt Ihr vielleicht. Aber was wäre die Mannschaft ohne die
Abwehrspieler oder das Orchester ohne die Triangel? Genauso ist es bei
Eurer Zeitung: auf den ersten Blick ist es bestimmt am
interessantesten, als Redakteur oder Autor zu arbeiten, aber ohne ein
anständiges Foto wirken Texte schnell langweilig, und ohne Anzeigen
könntet Ihr Eure Zeitung eventuell gar nicht produzieren. Jeder in
Eurem Team ist wichtig, und Eure Zeitung würde nicht existieren, wenn
nicht jeder Bereich abgedeckt ist. Aber was für den einen eine
langweilige Aufgabe ist, kann für den anderen genau der Job sein, den
er gerne machen möchte. Allerdings sollte niemand zu etwas gezwungen
werden, was er nicht tun will – und eine Zeitung bietet eigentlich für
jeden Möglichkeiten, seine Talente und Interessen nach seiner Wahl
einzusetzen.
Wichtig ist, dass ihr einen festen
Stab von engagierten Mitarbeitern habt, das müssen nicht viele sein,
aber die wenigen sollten sich regelmäßig Zeit für die Zeitung nehmen
und zuverlässig sein. Dieser feste Stab von Leuten bildet dann die
Stammredaktion des Blattes, die für die Themenauswahl und –verteilung,
die Gestaltung der Zeitung, die Vervielfältigung, die eventuelle
Finanzierung und Anzeigenbeschaffung zuständig sind. Natürlich dürfen
alle auch schreiben.
Sucht Euch aber auch andere
Autoren unter Euren Mitschülern. Ihr könnt einen Aufruf ans Schwarze
Brett hängen oder auch Leute gezielt fragen, wenn Ihr ein bestimmtes
Thema habt, von dem Ihr wisst, dass es einer bestimmten Person sehr
liegt. Veranstaltet ab und zu eine öffentliche Redaktionskonferenz, zu
der alle Interessierten kommen und Ihre Vorschläge vorbringen können.
Je mehr unterschiedliche Autoren
ihr habt, umso bunter wird Euer Heft. Lasst ruhig Leute aus
unterschiedlichen Klassenstufen schreiben, schließlich soll Eure
Zeitung ja auch von der ganzen Schule gelesen werden.

Online-Ausgabe
Viele Redaktionen produzieren ihre
Print-Zeitschrift vollständig auf dem PC oder Laptop. D.h. der Schritt
zu einer Online-Ausgabe der Zeitschrift ist sehr klein. Das
Kultusministerium Baden-Württemberg sowie einige große Verlage
organisieren neben Wettbewerben für gedruckte Zeitschriften auch
Wettbewerbe für Internet-Zeitschriften. Es könnte sich also auch
finanziell lohnen, eine Online-Ausgabe eurer Schülerzeitschrift zu
wagen. Natürlich ist auch der umgekehrte Weg denkbar: erst
elektronisch testen, dann drucken lassen.

STILFORMEN
Damit Eure Schülerzeitschrift
nicht in eine langweilige Bleiwüste ausartet, in der immer dieselben
Textformen vorkommen, findet ihr hier eine Liste mit unterschiedlichen
journalistischen Stilarten. Probiert so viele wie möglich in Eurem
Heft aus, Eure Leser werden sich freuen, zumal auch Euer Layout so
gleich sehr viel abwechslungsreicher aussehen wird.
Nur kurz vorweg: Grundsätzlich
unterscheidet man unter faktenorientierten und
meinungsorientierten Textformen.
Zu den faktenorientierten Formen
gehören die Nachricht und der Bericht, bei denen Ihr auf persönliche
Betrachtungen verzichten solltet, weil sie nur dazu dienen,
Informationen weiterzugeben.
Alle anderen hier aufgeführten
Textarten gehören zu der zweiten Kategorie: Bei ihnen dürft und sollt
Ihr Eure persönlichen Ansichten und Erlebnisse mit einfließen lassen.

DETAILS
NACHRICHT/MELDUNG:
Die Nachricht ist eine Information
über Tatsachen oder Ereignisse, die für den Leser vermutlich neu und
wichtig bzw. erstaunlich ist. Meldungen sind meist sehr kurz gehalten
und sollten sich nur an die Fakten halten – Meinungen, Deutungen oder
persönliche Eindrücke könnt ihr dann in den meinungsorientierteren
Textformen wie der Reportage oder dem Kommentar verarbeiten.
Wichtig ist, dass Ihr in Eurer
Meldung die berühmten W’s beantwortet:
WER hat |
WEM ist |
WAS getan? bzw. |
WAS widerfahren? |
|
|
WANN? |
WO? |
WIE? |
WARUM? |
Die letzten beiden W’s „Wie“ und
„Warum“ lassen sich manchmal nicht beantworten, weil sie nicht immer
bekannt sind oder nicht interessieren oder weil manche Dinge einfach
ohne Grund geschehen.
Achtet darauf, die wichtigste
Information gleich in den ersten Satz der Nachricht zu packen; so weiß
der Leser gleich, worum es geht. Haltet die Meldung ansonsten kurz,
damit es nicht langweilig wird.

BERICHT:
Der Bericht ist eigentlich nur die
Langform einer Nachricht. Auch hier steht die Information im
Vordergrund. Haltet Euch an die Fakten und beantwortet wieder alle W’s.
Lasst Eure persönliche Meinung raus. Die soll sich der Leser selber
bilden, nachdem er von Euch alle nötigen Informationen bekommen hat.
Beim Bericht könnt ihr allerdings noch Hintergründe, Zusammenhänge
oder die Vorgeschichte eines bestimmten Ereignisses schildern, damit
der Leser einen größeren Überblick gewinnt und das Ereignis noch
besser einordnen kann.

INTERVIEW:
Für einen Bericht oder eine
Meldung braucht ihr oft Gesprächspartner, die Euch die nötigen
Informationen für Euren Artikel liefern. Solche Gespräche nennt man
Recherche-Interviews. Sie dienen der Informationsbeschaffung und
werden nicht im einzelnen Wortlaut abgedruckt.
Wenn ihr Reportagen und
Hintergrundbeschreibungen durch persönliche Aussagen bunter machen
oder ergänzen wollt, führt Ihr ein so genanntes
Statement-Interview, das darauf abzielt, dass ihr einzelne,
aussagekräftige Zitate von den Interviewten bekommt, die Ihr in Eure
Geschichte einbauen könnt.
Beim Interview als eigener
Stilform ist der Wechsel von Fragen und Antworten zielgerichteter,
hier werden meist nicht nur reine Sachinformationen abgefragt, sondern
der Interview-Partner selbst mit seinen Ansichten und Meinungen über
das Thema einbezogen.
Interviews bringen Abwechslungen
in das Berichte-Einerlei und lassen sich auf viele verschieden Arten
einsetzen. Ihr könnt zum Beispiel einen neuen Lehrer vorstellen und
ihm die Gelegenheit geben, ein paar persönliche Sachen von sich zu
erzählen. Oder ihr könnt zu einem Bericht über den schlechten Zustand
der Sporthalle noch ein kleines Interview mit einem Sportlehrer oder
Hausmeister daneben stellen, die noch eine interessante persönliche
Ergänzung zu dem Thema beizutragen haben.
Vor dem Interview solltet Ihr Euch
Gedanken machen, was die Leser an Eurem Gesprächspartner wohl am
meisten interessiert. Bereitet Euch gut auf das Thema vor, über das
ihr sprechen wollt, so könnt ihr souveräner auf spezielle Antworten
oder Gegenfragen reagieren.
Außerdem ist es immer gut, sich
vorher über den Interviewten schlau zu machen: Wie ist sein Werdegang,
hat er bereits früher Statements zu Eurem Thema abgegeben, auf welche
Sachen reagiert er allergisch?
Schreibt alle Eure Fragen auf,
beim direkten Gespräch vergisst man sonst die Hälfte. Natürlich müsst
Ihr Euch nachher nicht an Euer Konzept halten, jedes Gespräch läuft
anders als man es geplant hat.
Wenn Ihr ein Diktiergerät oder
einen Walkman mit Aufnahmefunktion habt, lasst ihn mitlaufen und
schreibt das Gespräch hinterher ab, so könnt ihr sicher sein, dass
Euer Gegenüber auch genau das gesagt hat, was später in der Zeitung
steht.
Trotzdem könnt Ihr das Interview
noch redigieren, bevor Ihr es abdruckt – solange ihr die wesentlichen
Aussagen nicht verändert. Zum Beispiel könnt ihr überflüssige Sätze
weglassen oder die Reihenfolge der Fragen variieren, wenn sie so eine
bessere Dramaturgie haben. Natürlich könnt Ihr auch Sätze verbessern,
die beim Gespräch vielleicht nicht so flüssig herausgekommen sind.
Hauptsache ist, dass Ihr das Gesagte nicht aus dem Zusammenhang reißt
oder so verkürzt, dass es plötzlich einen anderen Sinn ergibt.
Wenn Ihr ganz sicher gehen wollt,
stimmt den fertigen Text vor dem Druck noch mal mit Eurem
Interviewpartner ab (autorisiertes Interview).
Ihr könnt allerdings eine Ausnahme
machen, wenn ihr ein Interview zu einem kritischen Thema geführt habt,
in dem der Gesprächspartner vielleicht eine heikle, aber für die
Öffentlichkeit bedeutsame Antwort gegeben hat, von der Ihr eventuell
erwarten könnt, dass er sie beim Gegenlesen zurücknehmen wird.
Das fiktive Interview:
Selbstverständlich könnt Ihr Euch auch einen fiktiven Gesprächspartner
ausdenken, dem Ihr die Antworten einfach in den Mund legt. Passt
allerdings auf, wenn Ihr das mit realen Personen macht – Euer Direktor
findet es wahrscheinlich nicht so wahnsinnig komisch, wenn er sich
plötzlich als Verfechter von Kondomautomaten in Eurer Zeitung
wiederfindet, obwohl er eigentlich dagegen ist. In einem gewissen
Rahmen ist Spott natürlich erlaubt, achtet aber darauf, dass die Leser
erkennen können, dass es sich um Satire handelt. Das kann Euch eine
Menge Ärger ersparen und außerdem ist es fair.

REPORTAGE:
Themensuche
Nicht alle Themen eignen sich
gleichermaßen gut für eine klassische Reportage. Sucht Euch einen Ort,
ein Ereignis oder eine Hauptperson, die entweder
-
interessant sind (weil sie zum Beispiel einen ausgefallenen Beruf
haben oder eine ungewöhnliche Art zu leben)
-
nicht für
jeden zugänglich sind
-
besonders
neu sind oder die Chance auf außergewöhnliche Erlebnisse bieten
Bei dieser Textform stehen vor
allem die Menschen im Vordergrund, die ihr vor Ort entdeckt und anhand
derer ihr Euer Thema vorstellen könnt.
Reportagen sind Momentaufnahmen:
Dem Leser wird erzählt was an einem bestimmten Tag, an einem
bestimmten Ort zu einem bestimmten Moment passiert ist.
Sinneseindrücke sammeln
Eine alte Presseweisheit lautet:
„Reportage ist Kino für den Kopf“ - und tatsächlich lässt eine gute
Reportage Bilder im Kopf des Lesers entstehen, so dass er das Gefühl
hat, selbst am Ort des Geschehens gewesen zu sein. Deshalb ist alles
erlaubt, was den Text so bunt und realistisch wie möglich macht. D.h.
aber auch, eine gute Reportage kann nur jemand schreiben, der selbst
vor Ort war.
Nehmt alle Sinneseindrücke in Euch
auf und gebt sie an den Leser weiter: Wie hat es vor Ort gerochen, was
war zu hören, was gab es Außergewöhnliches oder auffallend
Alltägliches zu sehen?
Geht dabei ruhig ins Detail –
gerade Personenbeschreibungen werden ausgesprochen plastisch, wenn ihr
charakteristische Einzelheiten beschreibt. Schreibt also nicht nur,
dass jemand alt ist, sondern auch, ob er grauhaarig ist, seine Hände
zittern oder ihm vielleicht Haarbüschel aus den Ohren wachsen.
Betrachtet die Kleidung Eures Gegenübers – was sagt sie über die
Person aus? Wie bewegt sich jemand? Wie sieht die Umgebung aus, in der
Eure Reportage spielt? Wie ist die Atmosphäre eines Ortes, habt ihr
Euch wohl gefühlt oder gegruselt?
Notiert Euch alles, was Euch
während der Recherche auffällt – hinterher könnt Ihr Euch dann die
Betrachtungen raussuchen, die am besten zu Eurer Geschichte passen.
Es gibt noch ein paar andere
Richtlinien, die eine gute Reportage ausmachen.
Der Anfang
Um beim Kino zu bleiben: Überlegt
Euch mal, wie ein guter Film anfängt. Entweder mit einer Szene, die
einen gleich in die Handlung zieht (der Mord zum Beispiel, den es
später aufzuklären gilt) oder mit dem Titel. Die Reportage
funktioniert genauso. Fangt mit einem starken Bild an, das den Leser
gleich in den Bann zieht. Das kann eine Szene sein, eine
Landschaftsbeschreibung oder ein wichtiges Detail. Wenn Euch gar
nichts Besonderes einfällt, geht die Zitate Eurer Personen durch,
vielleicht ist eines dabei, das lustig, spannend, provokant ist oder
einfach neugierig macht, so dass ihr daran Eure Geschichte aufhängen
könnt.
Das Ende
Das Ende einer Reportage
unterscheidet sich vom normalen Schulaufsatz-Ende dadurch, dass Ihr
kein Fazit ziehen müsst und auch keinen schwerwiegenden Schluss-Satz
finden müsst, der noch mal alles zusammenfasst. Im Gegenteil. Haltet
Euch auch hier an das Kino: Sucht Euch eine grandiose Schluss-Szene.
Die muss nicht unbedingt ein Happy-End sein, sondern kann der
Geschichte auch einen unbestimmten Ausgang geben, der zum Beispiel
signalisiert, dass das Leben weitergeht.
Probiert es einfach mal aus, die
Reportage ist zwar eine der schwersten Formen journalistischen
Schreibens, aber auch eine der spannendsten.

ERLEBNISAUFSATZ
Den Erlebnisaufsatz kennt ihr
wahrscheinlich schon aus Eurem Schulalltag. Klassenfahrten, Feste und
andere schulische Aktivitäten werden gerne in der Ich-Form
geschrieben. Wie der Erlebnisaufsatz auszusehen hat, habt Ihr sowieso
in der Schule gelernt.

BILDGESCHICHTE/FOTOROMAN:
Was für die Bravo funktioniert,
muss für Eure Schülerzeitschrift nicht schlecht sein. Versucht ab und
zu Geschichten anhand von Fotos oder anderen Bildern zu erzählen; sie
wirken oft stärker und direkter als Worte und ziehen die
Aufmerksamkeit Eurer Leser schnell auf sich. Macht Euch Gedanken
darüber, wie man ein Thema anhand einer kurzen Bildstrecke umsetzen
kann. Orientiert Euch auch an guten Comicstrips, die eine
abgeschlossene Geschichte oft in nur drei Bildern erzählen. Ansonsten
könnt ihr natürlich von der einfachen Collage bis hin zum aufwändig
inszenierten Fotoroman alles ausprobieren. Bildbearbeitungsprogramme
wie Adobe Photoshop können Euch dabei helfen, letztendlich tun es aber
auch Schere und Kleber. Wie immer zählen hier vor allem Eure Ideen.

COMICS:
Ähnlich wie die Bildergeschichte
kann auch das Comic manche Sachverhalte besser und witziger
transportieren, als ein langer zusammenhängender Text. Vielleicht gibt
es in Eurer Redaktion schon jemanden, der gerne Comics zeichnet oder
ihr fragt in Eurer Klasse nach oder macht einen Aushang am schwarzen
Brett. In jeder Schule gibt es begabte Comicstrip-Zeichner – oft
erkennt man sie daran, dass sie in langweiligen Unterrichtsstunden die
einzigen sind, die hingebungsvoll in ihr Heft kritzeln – natürlich
nicht das, was sie eigentlich kritzeln sollten. Wenn Ihr Euch selber
an einem Comic versuchen wollt, überlegt Euch, wie ihr Eure Geschichte
dramaturgisch spannend und lustig aufbaut, so dass ihr auch eine gute
Pointe für den Schluss habt. Malt Eure Bilder ausreichend groß, so
dass man nachher noch alles erkennen kann. Achtet vor allem darauf,
dass man eventuelle Sprechblasen oder Texte gut lesen kann, hier
helfen leserliche Druckbuchstaben oder gar am Computer gestaltete
Sprechblasen.

KRITIK:
Die Kritik eignet sich gut dazu,
Euren Mitschülern neue CDs, Filme oder Bücher näher zu bringen oder –
wenn es sein muss – auch auszureden. Versucht immer kurz den Inhalt
darzulegen, schließlich müsst ihr davon ausgehen, dass Eure Leser das
Objekt Eurer Kritik nicht kennen. Danach könnt ihr aber nach
Herzenslust Eure Meinung sagen. Natürlich könnt ihr auch Punkte
verteilen, das ist vor allem sinnvoll, wenn ihr z.B. mehrere Filme
besprecht. So kann jeder sofort sehen, bei welchem Streifen der
Kinobesuch lohnt.
Kritiken müssen nicht immer
ellenlang sein, versucht auch einmal eine Kritik in so wenige Sätze
wie möglich zu packen. Das gelingt zwar nicht immer auf Anhieb, wenn
es aber klappt, werdet ihr feststellen, wie spannend sich eine kurze
und auf den Punkt gebrachte Kritik liest.

KOMMENTAR:
Der Kommentar ist eigentlich eine
Stellungnahme zu einem bestimmten Thema oder Ereignis. In dieser
kurzen Textform bringt ein Autor seine persönliche Meinung zur
Sprache, die auch als solche erkennbar sein sollte. Im Kommentar könnt
ihr Dinge anprangern, die Euch stören oder Initiativen loben, die ihr
besonders gut findet. Wichtig ist, dass ihr immer eine Begründung für
Eure Meinung liefert – egal, ob sie positiv oder negativ ausfällt. So
können Eure Leser nachvollziehen, warum Ihr verärgert oder erfreut
seid und sich überlegen, ob sie sich dieser Meinung anschließen
wollen. Oder ob sie andere Gedanken dazu entwickeln – die sie wiederum
in einem Leserbrief öffentlich machen können.

GLOSSE:
Die Glosse ist die spöttische,
ironische, makabre oder sarkastische Form des Kommentars. Die Glosse
konzentriert sich meist auf eine Person oder einen Gegenstand, über
den sie sich lustig macht, indem sie ihn bis ins Groteske verzerrt
oder sich spöttisch auf Details konzentriert und diese weiterspinnt.
Eine gute Glosse kann manchmal durchschlagender sein als ein bissiger
Kommentar, versucht also ruhig auch mal ein kritisches Thema ironisch
anzupacken. Achtet aber dennoch darauf, fair zu bleiben – vor allem,
wenn ihr über Personen schreibt: Einfach nur verletzend auf den
Schwächen anderer herumzureiten ist zwar leicht, aber weder originell
noch lustig. Ein guter Glossenschreiber ist traditionell auf der Seite
der Schwachen, weil die meist sowieso schon am Wenigsten zu lachen
haben.
Auch hier gilt wieder: Macht dem
Leser klar, dass ihr es ironisch meint, das übersieht er bei
gedruckten Texten nämlich gerne.

FOTOS:
Das Bild ist meist genauso wichtig
wie der Text. Es hat seine eigene Sprache und kann manchmal mehr
aussagen als jeder umständliche Text. Fotos lockern außerdem das
Layout auf und sind meist das erste, was den Leser beim ersten
Durchblättern in den Bann zieht. Legt also Wert auf gute Bilder in
Eurer Zeitung, wenn ihr die Möglichkeiten habt, sucht Euch jemanden,
der in Eurer Zeitung nur für die Fotoauswahl und -beschaffung
zuständig ist. Dieser Bildredakteur sollte ein „fotografisches Auge“
haben, also erkennen können, was ein gutes Bild ausmacht. Noch
wichtiger sind aber natürlich gute Fotografen, die wissen, was für
jedes einzelne Bild wichtig ist, und die Geduld haben, manchmal auch
auf den besonderen Moment zu warten. Wenn es an Eurer Schule eine
Foto-AG gibt, findet Ihr dort sicher die Richtigen für diesen Job.
Meist können Eure fotografierenden Mitschüler dort auch ihre Fotos
selber entwickeln. Praktisch sind natürlich auch digitale Kameras, vor
allem wenn ihr Eure Zeitung am Computer gestaltet, denn dann könnt ihr
Eure Fotos ohne Umweg gleich auf die Festplatte laden und in die
richtige Form bringen. Allerdings verführen die digitalen Apparate
auch gerne dazu, zu viel oder zu unselektiert zu fotografieren. Denkt
daran, dass ihr die Fotos hinterher auch noch auswählen müsst, das
wird schnell anstrengend, wenn man den Hund des Hausmeisters in 200
beinahe identischen Einstellungen sehen muss. Die Ausrüstung ist
letztlich aber gar nicht so entscheidend; denn auch mit einfachen
Kameras kann man gelungene Aufnahmen schießen. Grundsätzlich ist die
Technik nur Mittel zum Zweck, die Hauptsache bleibt das Motiv. Auch
für Fotos gibt es ein paar Faustregeln, die wir Euch kurz vorstellen
wollen, aber auch hier gilt: Einfach mal ausprobieren, bis es
irgendwann gut aussieht.
Das Portrait
Für Portraitfotos benutzt Ihr am
besten ein Teleobjektiv. Portraits werden meist im Hochformat
aufgenommen. Achtet darauf, einen neutralen Hintergrund zu wählen oder
ihn mit Hilfe einer großen Blende möglichst unscharf erscheinen zu
lassen. Ihr solltet Euer Gegenüber in Augenhöhe, also nicht von oben
oder unten, fotografieren – es sei denn ihr wollt erreichen, dass
jemand besonders mächtig und groß wirkt (dann knipst von unten) oder
klein und eingeschüchtert (dann knipst von oben auf die Person herab).
Portraitfotografen lassen ihre Kunden oft mit leicht gedrehtem Kopf
über eine Schulter schauen - die meisten Menschen haben eine „gute“
und eine „schlechte“ Seite, die man durch Ausprobieren meistens
erkennen kann. Durch Gegenlicht und starke Sonneneinstrahlung
entstehen Schatten; stellt Euch also immer mit dem Rücken zur
Lichtquelle, wenn ihr fotografiert.
Die Gruppenaufnahme
Stellt die Gruppe, die Ihr
aufnehmen wollt, nicht einfach in einer Reihe auf, sondern nutzt die
äußeren Gegebenheiten dazu, sie zu strukturieren und das Bild
aufzulockern. Treppen oder Bänke im Gebäude oder auf dem Schulhof
bieten sich genauso an wie die Tische im Klassenzimmer. Nicht jeder
muss auf dem Bild stehen – wenn es passt, können sich die Leute auch
setzen oder legen (z.B. bei Euren Sportteams). Wenn Ihr jemanden
betonen möchtet, lasst Ihn ein Stück aus der Gruppe heraustreten.
Besonders bei Gruppenaufnahmen solltet Ihr mehrere Fotos machen, denn
einer hat garantiert immer die Augen zu, dreht sich weg oder schneidet
eine Grimasse.
Das Gebäude
Wahrscheinlich werdet ihr nur sehr
selten ein Gebäude ohne Menschen fotografieren. Aber für einen Bericht
über Baumängel an der Sporthalle oder über nistende Vögel, die im
Hochsommer das Öffnen der Fenster im Chemielabor verhindern, werdet
ihr um diese recht leblose Form des Fotos nicht herum kommen. Haltet
die Kamera bei der Aufnahme möglichst gerade, um zu verhindern, dass
das Gebäude auf dem Bild nach hinten kippt oder unnatürlich verzerrt
wird. Geht lieber ausreichend weit zurück oder weicht auf die andere
Straßenseite aus. Manchmal reicht es schon, sich leicht erhöht
aufzustellen, z.B. auf einer Bank, Mauer oder Treppe.
Personen vor
Gebäuden oder anderen großen Objekten
Klar: Euer Schulgebäude ist größer
als Euer Direktor. Wenn ihr also versucht, Eure Schule vollständig
abzubilden und Euren Direktor dabei in den Türrahmen stellt, werdet
ihr ihn auf dem fertigen Bild mit der Lupe suchen müssen. Wenn Ihr ihn
aber ein bisschen vom Gebäude entfernt, so dass das Schulhaus in den
Hintergrund rückt, könnt Ihr die Größenunterschiede ausgleichen. Mit
einer kleinen Blende sorgt Ihr außerdem für mehr Tiefenschärfe und
gebt damit Mensch und Gebäude die gleiche Gewichtung.
Die Momentaufnahme
Manchmal ist es nötig, bestimmte
Situationen für ein Foto in Szene zu setzen; die besten Bilder
entstehen aber oft dadurch, dass man beobachtet, abwartet und im
richtigen Moment abdrückt. Tanzende Leute geben die Stimmung auf der
Stufenparty zum Beispiel besser wieder als der Schüler, der grinsend
seine Cola in die Kamera hält. Wer also Zeit und Geduld mitbringt,
wird meist durch ein originelleres Ergebnis belohnt.
Die gestellte Aufnahme
Bei vielen Themen werdet Ihr
jedoch um die gestellte Aufnahme nicht herumkommen – besonders, wenn
die Zeit knapp wird, ist eine Inszenierung des Bildes nötig. Dabei ist
es gut, wenn Ihr schon vorher eine Vorstellung davon habt, was Ihr
fotografieren wollt. Wie ein Regisseur könnt Ihr dann die Leute genau
so platzieren, wie Ihr es Euch überlegt habt. Dafür braucht Ihr
manchmal ein wenig Durchsetzungsvermögen, denn viele Leute haben keine
Lust, sich fotografieren zu lassen. Versucht Euren Apparat schon vor
dem Shooting aufnahmebereit zu haben, damit es später schnell geht und
Ihr keine genervte Gesichter ablichten müsst.
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Andrea Benda
hat als Schülerin eine eigene Schülerzeitschrift produziert, nach dem
Abitur an der Filmakademie in Ludwigsburg studiert und die
Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg absolviert. Heute ist sie
selbständige Journalistin in Hamburg.