Der „Klassenrat“ oder
die „Versammlung“ ist eine aus der Freinet-Pädagogik stammende Methode.
Mit ihr können Selbstorganisation, Mitbestimmung und
Verantwortungsübernahme durch Schülerinnen und Schüler realisiert,
Probleme und Konflikte auf demokratische Weise bearbeitet werden.
Außerdem bietet der
Klassenrat ein für die gesamte SMV einer Schule wichtiges Forum. Hier
können Beschlüsse des Schülerrats erörtert, Vorschläge für die
Schulversammlung oder den Schülerrat erarbeitet werden. Damit ist diese
Methode eine hervorragende Möglichkeit, den Informationsfluss innerhalb
der SMV zu verbessern und die Transparenz im Schulleben zu erhöhen.
Schülerinnen und Schüler, die die Methode „Klassenrat“ praktizieren,
erfahren sich als wichtigen Teil der SMV - Mitmachen ist für sie meist
keine Frage!
„Hiermit erkläre ich den Klassenrat für
eröffnet“, erklärt die 12-jährige Lisa ruhig und auch mit ein wenig
Stolz in der Stimme. Diesmal ist sie die Präsidentin, sie moderiert die
Diskussion, leitet die Abstimmungen und achtet auf Einhaltung der
Tagesordnung. Die Übernahme dieser Aufgabe wechselt, wie auch die des
Protokollierens der Versammlungsbeschlüsse, unter den Kindern von
Sitzung zu Sitzung. Jedes Kind wird mindestens einmal im Lauf des
Schuljahres eines dieser verantwortlichen Ämter übernehmen.
Zu Beginn der Sitzung
verständigen sich die Schülerinnen und Schüler über die zu besprechenden
Themen. Eine große Hilfe sind hierbei die Wandplakate (alternativ:
Klassenratsbuch oder Frage- und Kritikkasten, ...), die verschiedene
Rubriken vorgeben; in Lisas Klasse lauten diese:
„Was mir gefallen hat...“
„Was mir nicht gefallen hat...“
„Worüber ich reden möchte...“
„Was ich vorschlage...“
Mögliche Themen
wurden so die ganze Woche über gesammelt. Die Klassenratspräsidentin
liest die Einträge und die immer mit notierten Verfassernamen vor und
beginnt die Erstellung einer Tagesordnung mit der Frage, ob jemand ein
besonders wichtiges Thema entdeckt habe. Amelie meldet sich: „Ich finde,
wir sollten als erstes über den Geburtstagskalender sprechen.“ Johannes
widerspricht: „Ich finde das Thema `Hausaufgaben` wichtiger. Da gibt es
ganz viele Einträge.“ Es folgt Rede und vielleicht auch Gegenrede, die
erste Abstimmung und schon ist der gesamte Klassenrat hoch konzentriert
bei der Arbeit...
Der Klassenlehrer
sitzt mit im Stuhlkreis. Er berät auf Wunsch der Schülerinnen und
Schüler den Klassenrat, weist manchmal auf andere Handlungsmöglichkeiten
hin oder bittet um die Beachtung der gemeinsam erarbeiteten
Gesprächsregeln. Zudem verfügt er wie die Schulleitung über ein
Vetorecht - wovon er allerdings noch nie Gebrauch machen musste...
Wer Verantwortung an
Schülerinnen und Schüler übergibt, unterstellt Verantwortungsbewusstsein
und das Vorhandensein von sozialen Kompetenzen und kommunikativen
Fähigkeiten...
So richtig und
wichtig das Vertrauen in die bereits vorhandenen Kompetenzen der Kinder
ist, so falsch wäre es aber auch, sie bei der Weiterentwicklung ihrer
Fähigkeiten nicht zu unterstützen und sie zu überfordern. Die geduldige
und wohlwollende Begleitung durch die Lehrpersonen (besonders bei der
Einübung der Methode und der Erarbeitung der Gesprächsregeln) und das
Vorhandensein von weiteren Trainingsmöglichkeiten der sozialen,
methodischen und kommunikativen Kompetenzen sind wichtige unterstützende
Faktoren. Ist das gegeben, wird es heißen: Klassenrat- ohne Gegenstimme
angenommen! |